Weinheim, Baden-Württemberg 04.12.2020. Heute Vormittag war es soweit, beim Get Started Gründerfrühstück des bitkom hatte ich die Ehre und das Vergnügen, in gemütlicher Runde mit Winfried Kretschmann, dem Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, plaudern zu dürfen.
Moderiert von Jenny Boldt, bitkom, war außerdem der Unternehmerkollege Pascal Benoit, ENIT-Systems mit dabei. Zunächst drehte sich alles um Startup-Förderung am Standort Baden-Württemberg. Als im schönen Weinheim an der Bergstraße ansässiges Unternehmen muss ich sagen, dass wir uns in Baden-Württemberg wirklich wohl fühlen. Da wir ein 100 % digitales Produkt anbieten, ist für Mitarbeit, Zusammenarbeit mit Partnern und fachlichem Austausch aber eindeutig der Faktor Kompetenz für uns wichtiger als regionale Nähe. Trifft beides zusammen, wunderbar. Wir arbeiten – und das nicht nur aufgrund von Corona – überwiegend virtuell und weltweit vernetzt. Wobei comuny durchaus von regionaler Unterstützung profitiert hat: Anfang 2019 haben wir Up2B durchlaufen, den SAP-Accelerator der Region Mannheim, Heidelberg und Walldorf (Up2B – Accelerator for IT Startups) und auch zum Cyberforum in Karlsruhe (CyberForum: Hightech.Unternehmer.Netzwerk.) pflegen wir guten Kontakt.
Zur Bedeutung von Standort passt deshalb unser Credo: Virtuell agieren, hybrid Wirkung entfalten. Denn es wird immer stärker zu einer Verschmelzung von Online und Offline-Welt kommen.
Wir waren uns in der Runde einig, dass die Förderlandschaft für Wissenschaft und für die Entwicklung neuer Technologien gut aufgestellt ist. Nun bin ich eine Visionärin, die Technologie “nur” dazu nutzt, komplexe Probleme mit gesellschaftlicher Relevanz zu lösen. Technologie an sich birgt immer Chance wie auch Risiko – es ist an uns, Sinn und Nutzen ihres Einsatzes zu modellieren. Ich weiß wovon ich spreche, denn in den letzten 20 Jahren habe ich digitale Innovationen in der Gesundheitsbranche vorangetrieben. Hier kommt es entscheidend darauf an, welches Geschäftsmodell dahinter liegt. Idealerweise führt technische Innovation auch zu sozialer Innovation. Denn wohin wollen wir uns durch Digitalisierung transformieren? (Förder-)Politik hätte es in meinen Augen in der Hand, hier Gestalter klarer Ziele beim Einsatz von Technologie zu sein. Das ist für mich nachhaltige Technologie! Green-IT, ja auch. Stichwort: Daten nutzen ja – mit welcher Absicht? Zu wessen Vorteil? Ethik in künstlicher Intelligenz – Erkenntnisinteresse? Wer steuert wen? Deep Learning: Wer lernt eigentlich aus diesen Daten? Was wollen wir als Einzelner, als Unternehmen, als Gesellschaft, als Menschheit lernen?
Mir lag es deshalb am Herzen, folgenden Wunsch an Winfried Kretschmann zu richten: Es wäre großartig, wenn das Land stärker Startups fördert, deren digitale Geschäftsmodelle den gesellschaftlichen Fortschritt unterstützen. Die einen Beitrag dazu leisten, die digitale Kluft bei Bildung oder in der Gesundheitsversorgung zu verringern, die durch künstliche Intelligenz diskriminierungsfreier entscheiden als ein Mensch, die freie Datenflüsse und dezentrale Strukturen und damit eine Art Gewaltenteilung ermöglichen und die offen und nutzenstiftend sind für viele, weil sie Standards anwenden. Am Ende ist für unsere Demokratie und Freiheit entscheidend, dass Vielfalt am Markt erhalten bleibt. Dass sich coole Innovationen auch behaupten können. Ich gebe zu, dafür braucht es ausgeklügeltere Geschäftsmodelle. Aber das geht – und genau auf die wird es ankommen.
Immer wieder sprachen wir nämlich über Risiken von Startups und über mutige Entscheidungen. Ich meine: Wenn niemand mehr ins Risiko geht und den Mut zeigt, neue Lösungsräume zu erschließen, dann wird Innovation auf der Strecke bleiben.
Gerade das Land könnte sich hier protegierend und stärkend hinter die Modelle von frühen Startups stellen. Vielleicht sogar Spielregeln einbringen oder ausprobieren, damit Technologie für Menschen und die Gesellschaft positive Wirkung entfalten kann.
Winfried Kretschmann hat meinen Wunsch aufgegriffen und es selber zu Ende der Veranstaltung so formuliert: “Wir müssen es schaffen, dass wir vom verhindernden zum gestaltenden Datenschutz kommen. Wie macht man es so, dass man die Daten nutzen kann, ohne dass sie am Schluss missbraucht werden? Heute nutzen wir das Potenzial von Technologien nicht aus. Vielen Dank für den Wunsch, beides hinzubekommen, es zu nutzen und trotzdem aus niemandem einen gläsernen Menschen oder gläsernen Betrieb zu machen.”
Ich bin darüber sehr glücklich und danke Ihnen, lieber Herr Kretschmann, für diese Worte und den guten Austausch heute. Ich sage nur, Baden-Württemberg, Heimat von zahlreichen Hidden Champions.
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